
Pressestelle, Rektorat, Universitätsbauamt und Universitätsbibliothek: Die Rekonstruktion der Freiburger Universitätsbibliothek bewegt die gesamte Hochschule. Noch im Januar werden die Baumaßnahmen „sicht- hör- und riechbar“, so Rektor Prof. Schiewer bei der heutigen Pressekonferenz im ehemaligen Büro des Schluchseewerkevorstands im heutigen Übergangsgebäude für die Umbauzeit, der UB2.
Wenn der schon seit Jahren bröckelige Sichtbeton von der kompletten alten Fassade entfernt wird dürfte es um einiges lauter und staubiger werden als beim Abriß der alten Fußgängerbrücke im Herbst 2009. Die Fassade ist aber nur der Anfang des Rückbaus, denn weniger ist mehr: Um zwei Drittel wird das Gebäude verkleinert, in dem ab der voraussichtlichen Inbetriebnahme zum Wintersemester 2013/2014 fünfzehntausend Kubikmeter umbauter Raum weniger zu beheizen und kühlen sein werden. Bei gleichbleibender Nutzfläche wohlgemerkt. Die erheblichen Betriebskosten des technisch hoffnungslos überholten Altbaus aus den siebziger Jahren, die laut Schiewer bislang „aus Forschung und Lehre quersubventioniert“ werden mußten, sind bekanntermaßen einer der Hauptgründe für den massiven Umbau.
Aber auch der eine oder andere Sack wurde mit Schadstoffen aller Art gefüllt. Diese Arbeiten wurden im vergangenen Jahr unter naheliegenden Sicherheitsvorkehrungen abgeschlossen. Bis zum Umzug in die Stadthalle wurde ohne Sicherheitsvorkehrungen neben und unter diesen Schadstoffen gelernt und gearbeitet. Abenteuerlich bleibt es für die Mitarbeiter des Tiefmagazins im 2. und 3. Untergeschoß: während am oberirdischen Gebäudeteil der kontrollierte Rückbau läuft bleiben unter Tage die 3,5 Millionen dort eingelagerten Bücher per Bestellung zugänglich. Sie vor weiteren Wassereinbrüchen zu bewahren wird eine wichtige Aufgabe, solange der Rohbau wie zur Zeit Wind und Wetter ausgesetzt ist.
Zusätzlich zu Lärm und Staub wird es während der Abrißarbeiten auch Straßensperrungen im Umfeld des Gebäudes geben. So werden je nach Bauabschnitt Sedan-, Milch- und Belfortstraße voll und der Rotteckring halbseitig gesperrt. Für Autofahrer ein kleiner Vorgeschmack auf die kommende Fußgängerzone, für die Anwohner des Sedanviertels eine weitere Verkehrsbelastung nachdem der Wegfall der UB-Tiefgarage die Parkplatzsituation bereits verschärft hatte.
Fast seit Einrichtung der Baustelle gibt es an der Südostecke des Gebäudes einen kleinen Vorgeschmack auf die neue Fassade, bei der das ursprünglich geplante eloxierte Aluminium inzwischen poliertem Chromstahl gewichen ist. Je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen wird sich das Gebäude unterschiedlich präsentieren. Einmal reflektieren Glas und Stahl die Farben ihrer Umgebung komplett, bei Dunkelheit treten helle Fenster neben dunklen Fassadenteilen kontrastreich hervor. Auch als Reaktion auf die Schadstoffprobleme der einstmals als Bücherbunker bezeichneten und dennoch höchst modernen Bibliothek werden unbehandelte Oberflächen zentraler Bestandteil des Materialkonzeptes sein, die „natürlich altern“.
Während im Übergangsdomizil in der Stadthalle schon die 24-Stunden-Bibliothek praktiziert wird gibt das neue Gebäude dann Raum und Möglichkeit für all die neuen, in Workshops und Befragungen entwickelten Nutzungskonzepte, die UB-Direktorin Kellersohn unter den Punkten „Offenheit, Selbstbedienung, differenzierte Arbeitsmöglichkeiten“ zusammenfasste. Schaut man sich die zum Teil überfüllten Bibliotheken im Zentrum an so dürfte so manchem die Anzahl der 1700 Arbeitsplätze in der neuen alten UB wichtiger sein als ihre Gestaltung.


