Durch diese hohle Gasse muss er klicken.

Oder: Meine erste eigene kleine Netzsperre.

 

@konstantin_frbg: Mein Problem mit t.co ist wohl keins: Kurz-URLs aus Tweets funktionieren nur im heimischen WLAN nicht. Unheimlich ist’s jedoch.

Dieser Erkenntnis war gestern allerlei erfolglose Fehlersuche vorausgegangen. Erst funktionierten t.co-Links auf dem Funktelefon nicht, dann gingen sie wieder, dann wieder nicht. Und dann gingen sie auch am Computer nicht. Dann fielen mir nacheinander ein paar Dinge auf. Das wichtigste davon: Als die gekürzten Links plötzlich funktionierten, war ich nicht zu Hause. Und tatsächlich: bei deaktiviertem WLAN am Handy funktionierte alles wie gewohnt. Als Schuldiger war dann auch recht schnell der heimische Router aus- und wieder angemacht, woraufhin die besagten Links wieder funktionierten.

Warum aber ist das relevant genug für einen Blogpost? Weil es schön zeigt, wie leicht das aufgrund seiner vermeintlichen Dezentralität vermeintlich unkaputtbare Internet manipulierbar ist. Der Bug im Router, praktisch ein kleiner digitaler Mubarak, muss wohl, meint @_tillwe_ in der dazugehörigen Facebook-Diskussion, ungefähr so ausgesehen haben:

Vermutung ins Blaue rein: t.co wurde irgendwann kurzzeitig nicht richtig aufgelöst, und dein Router war so intelligent, sich das zu merken.

Nun ist es so, daß Twitter alle Links durch seinen eigenen URL-Verkürzer schickt (zumindest wenn man deren eigenen Client nutzt, so wie ich), und das ist t.co. Das ist einerseits ein praktischer Service um Zeichen zu sparen und gibt andererseits zentral die Möglichkeit zur Auswertung, was grad wie relevant oder beliebt ist. Außerdem können die Nutzer so zentral vor gefährlichen Links geschützt werden. Und es macht Twitter mit einer kleinen Sperre für die Domain t.co praktisch unbenutzbar – kein einziger Link funktionierte mehr. Der feuchte Traum eines jeden revolutionsgeplagten Diktators.

Es ist aber auch ein kleines anschauliches Lehrstück wider die Zentralität im Netz. @MSchFr ist ziemlich pauschal dagegen:

Das war genauso als letztens imgur down war – da fehlten plötzlich dem halben Internet die Bilder. Und wenn S3 den Geist aufgibt, dann geht gar nichts mehr – zu viel Zentralisierung ist schlecht und URL-Shortener gehören eh abgeschafft. Twitter soll einfach Links nicht in die Zeichenzahl mitzählen und dann braucht die Teile keiner mehr.

Er hat da nicht ganz unrecht, auch wenn die S3-Infrastruktur einigermaßen ausfallsicher sein dürfte. Es gibt aber viele kleine URL-Shortener. Fällt einer davon aus, funktionieren alle mit anderen Diensten gekürzten Links immernoch. Neben der Sicherheit (man sieht nicht so gut, worauf man tatsächlich klickt) kann ich @MSchFr doch auch wegen eines weiteren Argumentes ganz gut verstehen: Ohne den dazugehörigen Anbieter sind dessen Kurz-URLs wertlos.

Erinnert sich noch jemand an tr.im? Eben. Der Permalink zu diesem Artikel heißt beispielsweise https://www.konstantin-goerlich.de/wordpress/2012/02/22/durch-diese-hohle-gasse-muss-er-klicken/ und so wird er heißen, so lange es dieses Blog gibt. Auch bit.ly/yVExnU führt auf diesen Artikel, aber geht bit.ly dauerhaft offline, können auch die besten Digitalarchäologen der Welt damit nichts mehr anfangen. Es sei denn, die Datenbanken von bit.ly kommen ins Museum.

Aber da muß man erstmal drauf kommen.