Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der BILD-”Zeitung” plant der Springer-Verlag, am 23. Juni 2012 allen deutschen Haushalten eine BILD zu schicken. Die Initiative „Alle gegen BILD“ und Campact bieten die Möglichkeit, der Zustellung einfach und rechtswirksam zu widersprechen.
Ich habe das soeben, als die Aktion startete, getan, und kann Euch nur aufrufen, es auch zu tun. Das ganze ist nicht nur praktikabler, als mit Klebeband dem Briefkasten zu Leibe zu rücken. Es ist für mich auch ein Zeichen gegen die unreflektierte Hetze, die von vielerlei Stellen derzeit gegen eine vermeintliche (weil kaum zu realisierende) „Anonymität im Internet“ stattfindet.
Sogar Kirchenmänner vergaßen einen Moment lang die Nächstenliebe und ließen sich für diese Hexenjagd einspannen: Mit Bezug zu dem Mord an einer Elfjährigen in Emden verurteilten sie jene, die zu schwach waren, der Hetze zu widerstehen: reale Hassreden und Lynchjustizaufforderungen realer Menschen fanden auf Facebook und auf der Straße statt, mithin in der Realität, nicht in einer virtuellen Schattenwelt und erst recht nicht anonym.
Auch nicht anonym war die Vorverurteilung des ersten Verdächtigen, eines Siebzehnjährigen, der sich kurze Zeit später als Unschuldiger entpuppte. Wenn eine Zeitung titelt „Polizei sicher: […] (11) von Schüler getötet!“, dann wird das Wörtchen „mutmaßlich“ zur leeren Hülle ohne Bedeutung, und die Unschuldsvermutung wird zerrieben zwischen Sensationsgier und „gesundem Volksempfinden“. Dann von einem „facebook-Aufruf“ zu sprechen, der zum ganz realen Lynchmob vor dem Polizeirevier führte – da fehlen einem die Worte.
Die ganze Geschichte erzählt das BILDblog nach, denn die hier mehr als berichtend tätig gewordene Zeitung war natürlich jene mit den vier Buchstaben. Und solange das BILDblog eine so offensichtliche Namens- und Existenzberechtigung hat, ist auch die Aktion „Alle gegen BILD“ notwendig. Wir wollen eure Hetze nicht!
