Wie sich die Ereignisse gleichen.

Nachdem Ministerpräsident Mappus am Montag im Audimax der Uni Freiburg durch anhaltende, lautstarke Störungen nicht zu Wort kam (bzw. dieses nicht zu verstehen war) und ich, der ich mir dieses Schauspiel nicht selbst angesehen hatte sondern am Rande einer Sitzung davon las, kam mir die eine oder andere Erinnerung an 2004, die mich nun zu folgender Anekdote nötigen.

Damals (in Bachelordimensionen also vor zwei Regelstudienzeiten), im April 2004, nämlich war ein gewisser Günther Beckstein in Freiburg zu Gast. Ich war im zweiten Jurasemester und begann so langsam mit der Hochschulpolitik wie auch mit publizistischer Tätigkeit innerhalb der Hochschule. Letztere startete allerdings mit einem Paukenschlag in Form einer aktuellen Sonder-Breitseite (die Breitseite ist die Zeitschrift vom Arbeitskreis Kritischer JuristInnen Freiburg, akj), die wir nach halb durchtippter Nacht am folgenden Dienstag morgen herausbrachten. Online und in einigen Papierexemplaren sowie groß am akj-Brett.

Nun zu den sich gleichenden Ereignissen: Beckstein nämlich, damals Staatsminister des Inneren in Bayern, sollte auf Einladung des RCDS zum Thema „Politik und Christentum“ sprechen. Aufgrund etlicher seiner umstrittenen Thesen und Äußerungen wurde vor der Veranstaltung auf anonymen Flyern dazu aufgerufen, Beckstein nicht zu Wort kommen zu lassen, ihn auszuklatschen und zu -pfeifen. Und genauso kam es auch, bis hin zu Handgreiflichkeiten auch durch Beckstein selbst, der seine Rede im Gegensatz zu Mappus jedoch nichteinmal begonnen, geschweige denn beendet hatte. Sein Vortrag fand dann, nach einer Evakuierung des Gastes unter Polizeischutz, zwar doch noch in einem Nachbarhörsaal statt, jedoch mit deutlich kleinerem (und leiserem) Publikum.

Ob es damals auch zu solch einer Diskussion über die offenen E-Mailverteiler der Studierendenvertretung kam, wie es nun in der Causa Mappus stattfindet, weiß ich nicht mehr. Die Argumente aus meinem damaligen Fazit jedenfalls gibt es heute wieder zu lesen. Ich beendete den als Chronologie verfassten Artikel (aus dem ich nicht alle spitzen Bemerkungen heute wieder so formulieren würde) mit Zitaten aus dem anonymen Flyer: „Wir werden heute nicht mit ihm diskutieren!“ und „Er wird sich nicht durch uns überzeugen lassen.“ und schließe mit den Worten:

Wenn schon nicht als Bankrotterklärung, so kann man diese Selbstaufgabe doch zumindest als Armutszeugnis werten, welches sich eine Minderheit der Freiburger Studierenden heute selbst ausgestellt hat.

Der Artikel hing dann also am akj-Brett und stand im Internet, als am folgenden Morgen wieder der Alltag ins KG2 eingekehrt war. Wenn ich mich recht erinnere wurde während der ersten Vorlesung ein paar Reihen vor mir der Artikel eifrig diskutiert. Ob nach der Vorlesung einige breite RCDS-Schultern das akj-Brett zufällig verdeckten oder ob dies mit dem Artikel zu tun hatte entzieht sich hingegen meiner Kenntnis und so bleibt mein Fazit auch heute, daß es nunmal schwierig ist. Mit dem Grundrecht auf freie Rede. Und mit seiner Einschränkung durch Demonstrationen, die ja ein ähnliches Grundrecht verfolgen.

Übrigens: Der Artikel von damals ist natürlich immernoch online.