Klimawandel am Platz der Alten Synagoge.

Über diese jetzt bekanntgewordene Grafik aus den Anlagen für den Gemeinderat wird noch zu reden sein, genauso wie über die ihr zu Grunde liegenden Daten. Die Ergebnisse, die dem Gemeinderat am 6. Juli vorgelegt werden, sind ja bereits bekannt: bleibt alles anders. Wer es nicht genau erkennt: Es geht mal wieder um den neuen Platz der Alten Synagoge, genauer gesagt um die Temperaturverhältnisse an einem sommerlichen Augustnachmittag – vor und nach der Umgestaltung.

Manche mögen’s heiß.

Zu Grunde gelegt wurden 10 heiße Tage (über 30°C) und 46 Sommertage (über 25°C), wenn ich meine Notizen aus der Projektbeiratssitzung vom Freitag an dieser Stelle korrekt entziffert habe. Wer nun anmerken möchte, daß sich Sommer mittlerweile heißer anfühlen, der täuscht sich nicht: Die Untersuchung basiert auf den Daten von 1971 bis 2000! Die heißesten Jahre seit beginn der Wetteraufzeichnungen lagen später – die Top 10 beginnt erst 1997. Fand der Klimawandel also ausreichend Berücksichtigung in dieser Studie? Dies dürfte der Hauptangriffspunkt für die Konzeptkritiker werden.

Bitte gut kühlen!

Was man an den Grafiken besonders schön sieht, sich aber auch so schon denken kann: Die kühlenden Faktoren sind die Schatten der Bäume (und Gebäude) sowie die Wasserflächen bzw. -spiele, wenn man von den ohnehin wegfallenden Asphaltflächen einmal absieht. Das Baumkonzept bietet weitere Kritikmöglichkeiten: Müssen die Platanen im Norden des Platzes, im Bereich des Platzhausdaches, wirklich fallen (ihr künftig wegfallender Schatten ist für die Erwärmung in der Bertoldstraße verantwortlich (Update (26.6.): Dies wird, wie Carl-Leo richtig bermerkt, nun auch in der BZ thematisiert.)) oder können sie durch eine Veränderung des Vordaches erhalten werden? Hier spielt auch der Höhenunterschied eine Rolle: Man kann die Bäume nicht „tieferlegen“. Insgesamt muß die Frage gestellt werden: Ist die Mischung aus erhaltenen und neuen Bäumen (aus heute 17 Bäumen werden 11, dazu kommen 15 neue, macht 26) das grüne Maximum oder ein Kompromiss zwischen klimatischen und gestalterischen Erfordernissen?

Die kühlende Wirkung der Wasservorhänge am Theater ist ebenso unstrittig wie es unpassend wäre, dem Synagogenwasserspiegel in der ruhigen Platzecke sprudelnde Elemente hinzuzufügen. Schaut man sich jedoch in der Nähe des Platzes um, so kann man auf eine ganz andere Frage kommen. Vor dem Regierungspräsidium befindet sich ein stillgelegter (und sogar zuasphaltierter) Brunnen, ebenso schon lange abgestellt ist die Brunnenanlage an der Ecke Werthmann- und Rempartstraße. Wie sieht es mit dem Mikroklima am Platz der Alten Synagoge aus, wenn er zwar umgestaltet ist, aber für Betrieb und Reinigung der aufwändigen Wasserspiele kein Geld mehr da ist? Angesichts aktueller Haushaltsprognosen kein gänzlich unwahrscheinliches Szenario.