Webheuschreckenalarm?

Wie Macnotesgründer Hendrik Auf’mkolk selbst schreibt, ist das bislang erfolgreiche Blogportal rund um Mac, iPod und iPhone von der Fliks GmbH übernommen worden. Ausgerechnet. Er schreibt:

Hinter der Fliks GmbH stehen Randolf Jorberg und sein Team, die seit vielen Jahren erfolgreich Internet-Projekte entwickeln und betreuen; Randolf ist auch Gründer von Gulli.com, mit über 600.000 Mitgliedern eine der größten deutschsprachigen Communities. Im Februar hat sich Fliks von Gulli getrennt, um Zeit und Ressourcen für neue Projekte zu haben.

Zeit und Ressourcen für neue Projekte. In einem vom 3. März 2008 datierenden Eintrag bei privacy-whois.com lesen sich die Gründe anders, dort wird über Strafverfahren und drohende Insolvenz spekuliert. An der einen oder anderen Stelle wird Fliks-Chef Randolf Jorberg gar mit der „Dialer-Mafia“ in Verbindung gebracht. Zusammenhänge, die der angehende Jurist Auf’mkolk einzuschätzen in der Lage sein sollte. Bei macnotes.de wird Jorberg folgendermaßen zitiert:

 
 

“Mit dem Verkauf meines ‘Babys’ gulli.com im Februar ging für mich ein zehnjähriges Kapitel zu Ende. Ich bin froh mit Macnotes so schnell ein Projekt gefunden zu haben, bei dem wir unsere gesammelte Erfahrung mit unserer Leidenschaft verbinden können.”

Ich weiß weder, wie die angegebenen Quellen zu bewerten sind, noch kann ich abschätzen, was Jorberg alles unter „gesammelte Erfahrung“ versteht, daher will ich hier niemanden vorverurteilen. Menschen können sich ändern. Wie rational die Verkaufsentscheidung war ist ebenfalls schwer einzuschätzen, immerhin arbeitet macnotes-Redakteur Carsten Dobschat seit kurzem für – wer hätte es gedacht? – Fliks.

Wie dem auch sie, es geht mir und bereits auch anderen hauptsächlich und allgemein um etwas anderes, was macnotes-Leser cedric folgendermaßen ausdrückt:

Urghs, jetzt ist mir geade ein Kloß im Hals stecken geblieben. Fliks hat hat eben wegen Gulli nicht unbedingt den Besten Ruf in der Branche, daher wundert es mich das Ihr keinen seriöseren Partner gefunden habt. Bei dem Erfolg den Macnotes in den letzten Monaten an den Tag gelegt hat…

Ich freue mich auf jeden Fall schon mal über die ersten Bannereinblendungen, die über die gesamte Seitenbreite laufen – oder auf die ersten Warez-Links in den Foren oder zu Rapidshare, Torrent & Co. […]

Andererseits muß man in der Tat abwarten, wie es sich mit der zu erwartenden exzessiven Durchkommerzialisierung entwickeln wird. Obwohl eine ganz andere Liga kann hier der Blick auf StudiVZ nicht schaden, wo nach dem Verkauf an die Holtzbrinck-Gruppe ebenfalls ein Weltuntergang prophezeit wurde. Ob es bei macnotes wohl auch um die Nutzerdaten ging? Wohl kaum. Der Trend, Web2.0-Projekte zu starten und im Erfolgsfall zu verkaufen ist jedoch auch hier ablesbar. Die Zeiten, in denen macnotes.de als nicht-kommerzielles Herzblut-Projekt bezeichnet wurde sind jedenfalls vorbei. Andererseits: Wem will man es verdenken, mit etwas, was man gern tut, einem Hobby nämlich, auchnoch Geld zu verdienen?

 
 

Die für mich wichtigste Frage ist aber: Wie wird es sich mit der redaktionellen Neutralität und Objektivität entwickeln? Macnotes-Leser Björn schreibt, daß sich die Redaktion einen Vertrauensvorschuß erarbeitet hat. Das ist richtig. Insofern werde ich wie andere auch macnotes.de zunächst nicht den Rücken kehren sondern die Entwicklung ersteinmal kritisch beobachten.

Das macnotes-Banner aus der Seitenleiste meines Blogs wird jetzt aber trotzdem entfernt.

UPDATE: Carsten Dobschat macht sich auf seinem Blog ein paar private Gedanken zur macnotes.de-Übernahme durch Fliks. Vielen Dank für die offenen Worte und Einblicke, die Rationalität der Entscheidung ist nun viel besser einschätzbar.

8 Gedanken zu „Webheuschreckenalarm?“

  1. Hallo Konstantin,

    ich sehe das ganz ähnlich wie du. Was mich vor allem wundert ist die Tatsache das sich anscheinend kein anderer gefunden hat der Macnotes übernehmen wollte. Oder lag es am Ende doch nur am schönen Geld und der Tatsache(?), dass Fliks am meisten geboten hat.

    Wie bereits in einem anderen Kommentar bei Macnotes geschrieben wollen die Jungs von Fliks auch bezahlt werden und mir scheint es so, als müsste Macnotes als Haupteinnahmequelle herhalten nachdem Gulli (anscheinend rechtzeitig?) verkauft wurde.

    Was liegt da näher als die gut betuchte Mac-Community zahlen zu lassen. So ist das nunmal in einer Kapitalgesellschaft, leider. Darüber hinaus können wir davon ausgehen das Macnotes in den kommenden Monaten/Jahren ausgeweidet wird. Sei es mit Werbung, Premium-Diensten, SEO, und ähnlichem. Lustigerweise ist gerade CEO eines der Hauptaufgabengebiete von Fliks. Darüber hinaus wird dort auch gerne mal für Porno-Anbieter gearbeitet, ich kenne zufällig jemanden der mal für Fliks gearbeitet hat.

    Dennoch wird man abwarten müssen was jetzt genau mit Macnotes passiert. Erst einmal natürlich nichts, damit die Benutzer nicht davonlaufen. Aber es wird kommen, langsam und schleichend.

    In diesem Sinne.

    Cedric

  2. Pingback: Dobschats Weblog
  3. Weil ich gerade über dieses Posting stolpere: ich hoffe, dass sich nach 6 Monaten deine schlimmen Befürchtungen als mehr oder weniger gegenstandslos erwiesen haben… Zwar sind wir im Zeitplan WEIT hinter unseren ursprünglichen Planungen, aber dass wir nicht jetzt auf einmal mit Warezlinks, etc. anfangen werden, dürfte doch klar sein, oder?

  4. nunja, meine befürchtungen waren ja nun weniger schlimm als andere. es ist auf jeden fall merklich kommerzieller geworden, bis auf einige höherwertige, gut recherchierte und gut geschriebene inhalte fühlt sich der redaktionelle inhalt billig an, aufgüsse von pressemitteilungen der hersteller und von meldungen anderer, viel zu viel iphone und viel zu wenig mac … zur zeit überlege ich immer öfter, ob ich den macnotes-feed abbestelle. mein account und den communitykram hab ich schon ewig nicht mehr benutzt, kommentiert ebenso selten bis gar nicht mehr.
    insofern: die schlimmsten befürchtungen haben sich nicht bestätigt, der negativtrend aber schon. es ist nun einfach mal kein nicht-kommerzielles herzblut-projekt mehr. schade drum.

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