#JeSuisCharlie: Post aus dem Internet

charliehebdo

Bald ist es einen Monat her: Das Jahr 2015 begann mit einem Anschlag, der von einigen als der 11. September der Meinungsfreiheit bezeichnet wurde. Zufällig war ich an diesem Tag in der fudder-Redaktion, wo die Idee aufkam, gleich am nächsten Tag mit einer Schweigeminute den in Paris von Terroristen ermordeten Satirikern von Charlie Hebdo zu gedenken. Die Zeit war kurz, und trotzdem kamen über 300 Menschen, viele davon Journalisten aus Freiburg.

Ich hatte darüber gebloggt und wahrscheinlich auch getwittert. Die nächste Ausgabe von Charlie Hebdo war sofort vergriffen und in Deutschland sowieso nicht zu bekommen. Ich hatte es gar nicht erst versucht. Und jetzt schickt mir ein Follower, der in Frankreich lebt, eines seiner zwei mühsam ergatterten Exemplare. Er habe sofort an mich und an #JeSuisCharlie in Freiburg gedacht, als er sie erstanden hatte, schreibt er, und schließt „im Namen der Meinungs- und Ausdrucksfreiheit“. Und ich? Bin erstmal sprachlos. Dieses Internet ist ziemlich toll – und manchmal sogar überwältigend.

Offen gesagt, ich halte es in der Causa ‚Mohammed-Karikaturen‘ mit Voltaire. Ich finde nicht, daß man das unbedingt drucken muß, aber man muß es können dürfen. Nicht ohne Kritik abzubekommen, aber ohne erschossen zu werden, während man tut, was man liebt. Aber war das ein 11. September der Meinungsfreiheit? 9/11 hat die USA verändert und gewiss auch die Weltgeschichte, in beiden Fällen nicht zum Guten. Die globalen Überwachungsprogramme von NSA, GCHQ und ihrer Komplizen sind eine der direkten Folgen.

Die Pariser Anschläge bekämen erst diese Zäsurhaftigkeit, wenn wir diese Überwachung jetzt einfach so hinnähmen. Stattdessen sollten wir aufstehen und laut sagen, daß wir das nicht mehr machen, daß wir auf Anschläge auf unsere Freiheit nicht mehr mit Einschränkungen eben dieser Freiheit reagieren werden. Dann hätte der Terrorismus gewonnen und wir verloren. Das hab ich übrigens schon mal gesagt: im Spätherbst 2001. Ein Fernsehteam wollte von mir wissen, ob es nicht problematisch sei, jetzt noch eine LAN-Party zu veranstalten, auf der auch Counter Strike gespielt wird.

Irgendjemand aus dem Orga-Team hat mich während dieses Interviews getrollt, indem er mein Funkgerät piepen ließ. Ich bin mir nicht sicher, glaube aber, daß es der war, der mir jetzt Charlie Hebdo geschickt hat. Merci, @PatBoeFra! :)