Fleisch statt Sozialismus.

So steht es derzeit geschrieben, und zwar auf Plakaten des RCDS im heute gestarteten AStA-Wahlkampf an der Uni Freiburg. Kein Scherz. Heerscharen politisch interessierter Studierender stehen fassungslos vor den Plakaten. Kann man sich in einem Wahlkampf dermaßen selbst ins Knie schießen? Man kann.

Mit „Fleisch statt Sozialismus“ sorgen die christdemokratisch geringelten Studenten gewiß abermals für einen Dauerbrenner in Sachen Hochschulpolitikhumor, der moderne Klassiker wie „Kooperation statt Konfrontation“ bei weitem übertreffen dürfte. Der sich durch den gesamten RCDS-Wahlkampf ziehende Claim „machen statt meckern“ wirkt im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die drohende Zwangsvegetarisierung übrigens besonders amüsant.

Nochmal zur Sache: Ein Veggie Day soll polarisieren und gelegentlich, in der Mensa einmal pro Semester (oder gar nur pro Jahr? oder vielleicht doch monatlich?), darauf aufmerksam machen, daß es sinnvoll und wichtig ist, weniger Fleisch zu essen. Das ist gut für die Gesundheit und gut für’s Klima. Soweit die Fakten. Man kann diesen Schnitzelkrieg aber auch ideologisch führen. Einen solchen Anteil hat der Veggie Day, das RCDS-Plakat ist jedoch pure Ideologie. Mir geht es bei der Kritik aber um etwas anderes.

„Fleisch statt Sozialismus“ wäre als Verballhornung des aus dem Bundestagswahlkampf 1976 bekannten Slogans „Freiheit oder Sozialismus„, den ich intuitiv Franz Josef Strauß sprechen höre, die aber auf keinen geringeren als Hans Filbinger zurückgeht, ganz klar als Satire zu werten – käme er nicht aus dem konservativen Lager, das damit seine eigene Ikone aus der Hochphase des bundesdeutschen Antikommunismus verunglimpft. Ganze Bataillone Kalter Krieger dürften im Grabe rotieren.

Zum Vergleich: das ganze hat ungefähr die selbe Dimension, als plakatierten linke Sozialdemokraten in Anlehnung an Willy Brandts „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ in der Fressalienfrage den Spruch „Wir wollen mehr Dinkelkeks wagen“. Brandt würde das vielleicht amüsieren. Was Strauß dem Unionsnachwuchs erzählen würde, würde hingegen eher alle anderen amüsieren.