Die Klärung eines Sachverhalts.

Für die Deutsche Demokratische Republik, einen meiner Studienschwerpunkte und Teil meiner Heimat, gab es schon viele Einordnungen. Als Diktatur (nämlich des Proletariats) bezeichnete sie sich, nicht ganz ohne Zynismus, gelegentlich sogar selbst. Heute ist die Bezeichnung „Unrechtsstaat“ – als Gegenteil unseres Rechtsstaats – wohl die treffendste.

Was ist das aber, ein Unrechtsstaat? Er kennt keine Gewaltenteilung, sondern die Allmacht. Damit kennt er auch keine unabhängigen Gerichte, keine Rechtsweggarantie, keine Grundrechte. Fundamentale Grundsätze und gleichzeitig kaum fassbare Selbstverständlichkeiten. Der Kurzfilm „Die Klärung eines Sachverhalts“, den ich bei ZeitOnline gefunden habe, macht das Ganze greifbarer als, so meine ich, es nicht einmal „Das Leben der Anderen“ vermochte.

Anhand eines Verhörs beim Ministerium für Staatssicherheit wird die Allmacht der herrschenden Partei, als deren Schild und Schwert sich das MfS stilisierte, greifbar dargestellt. Eine Perfiditätsspirale, an deren Ende das Unrecht steht. Ein authentischer, einzelner Fall, aber kein Einzelfall, sondern einer von Zehntausenden, die in aller Regel mit einem ganz bestimmten Satz begannen: „Bitte folgen Sie mir zur Klärung eines Sachverhalts!“