Salomon verfehlt deutliche absolute Mehrheit.

Zunächst auch von mir einen herzlichen Glückwunsch an den Wahlsieger Dieter Salomon!

Dr. Dieter Salomon kurz nach seiner Wiederwahl im Interview mit der Badischen Zeitung.
Dr. Dieter Salomon kurz nach seiner Wiederwahl im Interview mit der Badischen Zeitung.

Mit 50,5% der abgegebenen, gültigen Stimmen hätte der bisherige und zukünftige Freiburger Oberbürgermeister Salomon kaum knapper die absolute Mehrheit erreichen können. 734 Stimmen weniger für ihn, und es wäre zu einem zweiten Wahlgang gekommen. Mit nur 45,2% lädt auch die Wahlbeteiligung nicht gerade zu Begeisterungsstürmen ein. Ob es bei einer deutlich höheren Anteilnahme wohl nicht zur absoluten Mehrheit gereicht hätte? Ich glaube schon.

Ein erster Blick in die Wahlbezirke zeigt, daß die Polarisierung hauptsächlich zwischen Rausch und Salomon stattfand: Rausch fuhr sein bestes Ergebnis mit 40,9% in der (ehemaligen? vermeintlichen? wahren?) Grünenhochburg Vauban ein, gefolgt von der stadtbaubedingten WiM-Hochburg Weingarten mit 39,4%. Hier holte Salomon mit 26,3% sein mit Abstand schlechtestes Ergebnis. Das Vauban landet bei ihm mit 37,8% auf dem viertschlechtesten Platz. Dramatisch punkten konnte der Amtsinhaber vor allem in den traditionell eher konservativen Randgemeinden. Ob Waltershofen, Kappel oder beliebige Tuniberggemeinden: 60%+x waren hier die Regel. Ebenfalls buchstäblich ins Schwarze traf Salomon in etlichen Bezirken in Herdern, St. Georgen, Zähringen oder Günterstal. Die Einzelergebnisse des zweitplatzierten Dritten im Bunde, Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD), sind genauso unauffällig wie der Kandidat und sein Wahlkampf selbst.

Was bedeutet dieser erste Blick auf das Ergebnis nun? In großen Teilen der Freiburger Bevölkerung haben insbesondere soziale sowie ökologische und gemeinschaftliche Werte einen besonders hohen Stellenwert. Diese Felder hat der grüne Amtsinhaber aber seinen beiden Herausforderern überlassen (müssen?), die diese insbesondere in Form der Bürgerinitiative WiR (Wechsel im Rathaus) und ihrem Kandidaten Prof. Dr. Günter Rausch im Ergebnis glaubhaft transportieren konnten. Allerdings hatte nicht nur ich den Eindruck, daß Salomon mit überzeugenden Fakten oft vergeblich gegen Rauschs populistische Versprechungen ankämpfte. Diesem scheint es nicht vollständig gelungen zu sein, die Nichtwähler, die er besonders ansprechen wollte, in ausreichender Zahl zu mobilisieren.

Wäre Salomon Fußballer, so könnte man sagen: Er kann rechts wie links. Holte er sich sein Amt vor 8 Jahren noch deutlich gegen eine CDU-Bewerberin, so ließ er bei seiner Wiederwahl einen SPD- und einen Alternativen Herausforderer links liegen. In den kommenden 8 Jahren muß Salomon nun zeigen, daß er auch Mitte kann. Rausch hat mit einem kaum zu überschätzenden Erfolg enttäuschte Grüne, Linke, Alternative sowie politisierte Mieter zusammengeführt und gegen Salomon polarisiert. Diesen Zustand wird er, nicht nur was gekränkte Egos in der Dezernentenrunde angeht, früher oder später überwinden lernen müssen, denn der Sieg im ersten Wahlgang war nur durch die Abwesenheit eines CDU-Kandidaten möglich. Für den schwarzen Teil von Schwarz-Grün muß es nämlich nicht zwingend ein ‚weiter so!‘ geben. Für Salomon sind die 50,5% alles andere als ein ‚weiter so!‘. Sie sind ein Denkzettel.